Fünf Räume für kulturelle Vielfalt
Kreuzlingen – Was lange währt, soll endlich wahr werden: Am 26. September entscheidet sich an der Urne, ob Kreuzlingen sein Kulturzentrum behalten darf. Ein breit abgestütztes Pro-Komitee weibelt bereits um Ja-Stimmen für das Kult-X.

Sie treten für das Kult-X ein (vl): Christian Lohr, Pia Donati, Beni Merk, Ruedi Herzog und Cornelia Zecchinel.(Bild: Emil Keller)
Kahle Wände und karge Räume prägten das anfängliche Bild des leer stehenden Schiesser-Areals. Mit viel Fronarbeit von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und finanzieller Unterstützung der Stadt haben sich die Gewerbeflächen mittlerweile in einen kunterbunten Ort der Begegnung verwandelt. Weder Corona-Lockdown noch unklare Zukunftsaussichten scheinen die Kreuzlinger Kulturtreibenden von ihrer Vision abzuhalten. Die vorerst letzte Hürde für das Kulturzentrum wird nun die Urnenabstimmung vom 26. September werden.
Miete und Betrieb
Damit die städtische Unterstützung weiterhin fliesst, muss das Stimmvolk jährliche 250´000 Franken absegnen. Damit können Vereine wie die Ludothek, das Theater an der Grenze oder das Filmforum ihr frisch bezogenes Heim behalten. Der Beitrag setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Die Stadt erlässt dem Kult-X die Miete in Höhe von 130´000 Franken und finanziert darüber hinaus den Betrieb mit. Das Pilotprojekt über die vergangenen drei Jahre hat gezeigt, dass nur etwa ein Drittel des 500´000 Franken Budgets selbst gedeckt werden kann. Für den Rest ist das Kulturzentrum weiterhin auf öffentliche Gelder angewiesen. Zudem soll die Liegenschaft im Wert von 4,87 Millionen Franken vom Landkreditkonto ins Verwaltungsvermögen übergehen. Der buchhalterische Schritt soll langfristig das Fortbestehen des Kulturzentrums sichern.
Über 120 Mitglieder haben sich nun in einem Pro-Komitee zusammengetan, um für den erfolgreichen Ausgang der Abstimmung zu werben. Dass sich Kreuzlingen den Mehraufwand leisten kann, steht für SP-Gemeinderat Ruedi Herzog ausser Frage. Zusammen mit seinen Mitgliedern im Co-Präsidium ist er überzeugt, dass sich Kreuzlingen die Ausgaben für Kultur auch leisten soll: «Damit geben wir den breit aufgestellten Kulturvereinen eine neue Heimat».
Kultur als Klammer
«Kultur ist die starke Klammer für die Schweiz, die Identität für Kantone aber auch Gemeinden schafft», erklärt Nationalrat Christian Lohr sein Engagement für das Kult-X. Bei seiner politischen Arbeit in Bern werde ihm immer wieder bewusst, wie stark seine Verbindung zu seiner Heimat in Kreuzlingen ist. Dazu trage auch das Kult-X mit seinen Aktivitäten bei.
Als «eine grossartige Geschichte» betitelt FDP-Kantonsrätin Cornelia Zecchinel das Kulturzentrum. Gerade die Corona Pandemie habe gezeigt, dass man sich trotz aller digitalen Angebote zu Hause einsam fühlen könne. Es brauche Orte, um sich treffen und austauschen zu können. Mit den kulturellen Angeboten im Kult-X sei dies die Woche durch gegeben. Dies trage schlussendlich auch zur Zentrumsentwicklung bei, wie Gemeinderat Beni Merk von der Freien Liste betont. Der städtische Richtplan sieht eine gewerbliche und öffentliche Nutzung für das Schiesser-Areal vor. Mit dem Kult-X habe man dieses Ziel erreicht und die buchhalterische Überführung würde den Verwendungszweck zementieren.
Seit der Wiedereröffnung im März hätten in den fünf bespielbaren Räumen bereits 72 Veranstaltungen stattgefunden, berichtet FDP-Gemeinderätin Pia Donati. Von Tanzaufführungen, Literaturabenden bis hin zu Konzerten sei ein vielfältiges Angebot geboten. «Das Kult-X steckt bereits voller Leben», so Donati. Mit der Lancierung ihrer Kampagne will das Co-Präsidium nun dafür sorgen, dass dieses Treiben erhalten bleibt und ein klares Ja vom Volk dem Kult-X die nötige Legitimation verschafft.
Emil Keller