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«Authentizität ist uns sehr wichtig»

Kreuzlingen – Die Band OGMH nutzte die letzten eineinhalb «auftrittsfreien» Jahre zum Songwriting und Produzieren von neuer Musik im eigenen Studio. Die erste Singleauskoppelung «You Are» erschien vor wenigen Tagen.

Beat Schenk, Sascha Schwegler, Alex Nauva und Ruben Gasser (v.l.). (Bild: L. Bachmann)

«Im letzten Jahr fielen bekannterweise alle Auftritte ins Wasser. Wir waren dennoch produktiv und nutzten die Zeit für das Schreiben und Produzieren von Liedern», sagt Alex Nauva, Sänger und Gitarrist der Band OGMH. In dieser Zeit seien fünf Songs entstanden. Die erste von zwei Singleauskoppelungen brachten sie vor kurzem auf den Markt.

Ein erster Rückblick auf das Leben
«You Are» thematisiere die letzten zehn Jahre ihres Lebens und sei dementsprechend düster gehalten. «Um die 30 bin ich zum Punkt gekommen, dass all meine gesteckten Ziele, das Musizieren und Auftreten auf der Bühne, erreicht sind. Was nun? Mit dieser Frage entsteht eine Leere», so Ruben Gasser, Bassist von OGMH.

Auch bei Nauva besteht aktuell diese «Leere», nur der Grund dafür unterscheidet sich von Gasser: «Als noch sehr junger Künstler träumte ich von der grossen Bühne und davon, sozusagen das Rad neu zu erfinden. Jetzt kommt die ernüchternde Erkenntnis, dass ich zwar viel experimentiere und live spiele, aber doch noch weit von den einstigen Zielen entfernt bin.» «You Are» beginnt verträumt und endet mit rockigen Elementen. Gemäss Nauva enthält das Stück zudem eine ordentliche Portion an Zynismus und Emotionen. Eben so, wie das Leben selbst.

Psychodelisches Musikvideo
Die Kunst sollte auch dieses Mal nicht beim Song enden, sondern das Musikvideo einschliessen. «Seit ich das Video zum Song ‹Another One› von Mac DeMarco sah, bestand der Wunsch ebenfalls im Wasser zu spielen. Diese Idee griffen wir nun auf», erklärt der Frontmann mit den blond gefärbten Haaren. Damit das Musikvideo noch einen weiteren künstlerischen Touch erhält, hat Nauva seinen Musikkollegen in den Vereinigten Staaten, Darion Misner, kontaktiert. «Darion schickte daraufhin unser Video durch seine Geräte. Während ein DJ live an seinem Mischpult Songs mixt, erzeugt er physisch Effekte. Ja, die Visuals sind ein wenig übertrieben und scheinen einem fast schon anzuspringen. Deshalb überlegte ich mir, ob eine Warnmeldung am Anfang des Music-Clips sinnvoll wäre», sagt Nauva lachend.

Ursprung von Rohmaterial teilweise unbekannt
«Mancher Song basiert auf bewussten Handlungen. Teilweise hole ich auch Material aus der Schublade und weiss nicht mehr, ob es auf emotionaler Basis oder Erlebnissen basiert. Wenn es aber gerade zum Moment passt, ist das zweitrangig», erzählt der Bassist und Co-Songwriter. Die restlichen vier Lieder der «Extended Play» (EP) seien zudem von der Struktur her konventioneller als «You Are» unterwegs. Dessen Veröffentlichung ist am 15. Oktober. Am 10. September hingegen erscheint bereits die nächste Single. Dazu sei natürlich auch eine Release-Tour in Planung. Leider sei bis jetzt die Situation einfach zu ungewiss für eine Fixierung von Daten.

Ein Gig ist bereits im Kalender vermerkt und findet am 16. Oktober im «Bruch Brothers» in Luzern statt. «Als wir im Juni am Open See endlich wieder eine Bühne betreten durften, merkten wir, dass wir unsere Songs für Live-Sessions produzieren und deshalb auch vor einem Publikum besser klingen. In ein Konzert reinhören lohnt sich deshalb», so die Erkenntnis der beiden Musiker.

Trotz Weiterentwicklung sich treu bleiben
Alex Nauva studiert zur Zeit in Mannheim Musikmanagement. Wenn er irgendwann vielleicht nicht mehr selber musiziere, möchte er dennoch der Schweizer Musikszene weiter erhalten bleiben und sie mitgestalten. Er besuche seine Bandkollegen in Kreuzlingen mindestens im Zweiwochentakt. Sie seien ja sozusagen ihre eigene Produktionsfirma und würden dementsprechend von A bis Z alles selber machen. Deshalb brauche es solche Treffen.

Vielleicht gehe es in Zukunft dahin, dass die Single-Auskopplungen poppiger und dadurch chartsfähiger werden. «Läuft unser Song etwa bei SRF3, erreichen wir ein grösseres Publikum und die Single kann sich auch monetär rentieren. Mögen die Zuhörer dann auch die anderen Songs in unserem typischeren Stil, umso besser», verrät Nauva ihre Pläne. Gasser fügt hinzu, dass sie dennoch nie mit voller Absicht auf diesen Weg hingearbeitet hätten: «Wenn es sich ergibt, dass wir von der Musik leben können, warum nicht. Wir müssen aber realistisch bleiben. Gerade der kreative Musikbereich ist ‹tricky›.» Bei einer Sache sind sich die Bandmitglieder auch einig: «Authentizität ist uns sehr wichtig.»

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