«Parkieren ist kein Naturgesetz»
Kreuzlingen - Die Kreuzlinger SP will eine Gesamtschau, wenn es um die Zentrumsgestaltung geht. Die von der Initiative geforderte Tiefgarage «Festwiese» auf Basis der Studie «Dialogos» bezeichnet sie als unzeitgmäss.

Gesamtschau statt isolierte Lösung: Charis Kuntzemüller-Dimitrakoudis, Ruedi Herzog und Walo Abegglen informierten über Zentrumsplanung aus Sicht der SP. (Bild: Kurt Peter)
«Die SP Kreuzlingen hat sich zur Zentrumsgestaltung schon immer intensive Gedanken gemacht», sagte Gemeinderätin Charis Kuntzemüller-Dimitrakoudis anlässlich einer Medienkonferenz, an der die Partei die Thesen und Prämissen «einer vorausschauenden Entwicklung der Kernstadt» vorstellte. Es gelte, eine Gesamtschau im Kontext zur Initiative «Tiefgarage» zu machen. Das Projekt «Schlussstein» sei politisch wohl in Frage zu stellen, doch «jedem Alternativprojekt muss Schlussstein gegenüber gestellt werden».
«Dialogos» ist überdimensioniert
Gemeinderat Ruedi Herzog bezeichnete die von der Initiative geforderte Tiefgaragen-Lösung auf Basis des Projektes «Dialogos» als schlecht kompatibel mit dem «Schlussstein». «Die Initiative spiegelt alles andere als moderne, nachhaltige Stadtentwicklung und Verkehrspolitik. Es ist eine überdimensionierte Tiefgarage mit 650 Stellplätzen, es fehlt die Koordination mit aktuellen Projekten wie etwa dem Parkhaus Hafenbahnhof und es fehlt die Berücksichtigung des öffentlichen Verkehrs und des nichtmotorisierten Verkehrs».
Ruedi Herzog verwies darauf, dass «Dialogos kein reaktivierbares Projekt, sondern vielmehr eine Projektstudie ist». Diese sehe keine vollständige Stadtwiese vor, westseitig sei eine Überlänge vorgesehen. «Der Verkehr muss reduziert werden, eine solche Tiefgarage lädt dazu ein, mit dem Auto in die Stadt zu fahren» erklärte Herzog. Ausserdem müsste die Projektstudie «botschaftsreif erarbeitet werden».
Isolierte Stossrichtung
Die SP Kreuzlingen fordere eine koordinierte Zentrumsplanung. Die Lösung für ein Stadthaus, ob zentral oder dezentral, liege noch nicht vor, so Herzog. Dieser Stadtrats-Entscheid könne zu einer neuen Ausgangslage betreffend der Tiefgarage auf der Festwiese führen. Zu berücksichtigen seien auch ein Parkhaus am Hafenbahnhof mit Buseinstellhalle und die Umgestaltung des Bushofes auf dem Bärenplatz. «Es gibt noch einiges abzuklären, ob es die Tiefgarage Festwiese braucht. Blech muss unter die Erde, aber wieviel Blech soll oder darf ins Zentrum?, das ist hier die Frage».
«Die Hauptbotschaft der Volksinitiative ist eine isolierte Stossrichtung der Freunde der Festwiese», hielt Walo Abegglen fest. Es gebe kein «Naturgesetz Parkplätze», meinte er. Ausserdem sei das Projekt «Schlussstein» seiner Meinung nach noch nicht auf alle Zeit gestorben, eine Redimensionierung sei durchaus möglich. «Wir dürfen Parkplätze nicht auf Vorrat oder auf Halde bauen», so Abegglen.
Modal Split verbessern
Die Parkraumfrage sei zu überdenken. Alle Parkräume müssten modular geplant werden. Nicht die unzeitgemässe «Endlosschleife Nachfrage» solle den Parkbedarf definieren, sondern eine Perspektive auf die Frage, wieviel motorisierten Individualverkehr eine bestimmte Stadtsituation überhaupt vertrage. Attraktivere Busverbindungen, Aufwertung für Fuss- und Radverkehr, eine Verbesserung und Kontrolle des so genannten Modal Splits im Zentrum seien ein Muss.
«So kann man Stadtentwicklungs-Politik nicht mehr betreiben», sagte Abegglen. Die unschöne «Parklandschaft» solle beseitigt werden, aber müsse die Festwiese als Ganzes auch frei bleiben? Für die SP biete die Festwiese durchaus Raum für eine kleinräumige bauliche Entwicklung im Bereich der Veranstalungsfläche.
Kein Schnellschuss
«Wir stärken dem Stadtrat den Rücken für die Aufgabe, Alternativen zum Schlussstein zu erarbeiten», erklärte Ruedi Herzog. Der Stadtrat aber dürfe sich durch die zweite Initiative «Tiefgarage» nicht zu einem Schnellschuss verleiten lassen. «Es gilt, eine koordinierte Entwicklung an die Hand zu nehmen und alle anstehenden Projekte zu vernetzen». Die SP fordere, den Auftrag aus der Volksinitiative «Freie Festwiese» zu erfüllen und dem «Schlussstein zügig ein neues Projekt gegenüberzustellen.
Einige Planungsprämissen wie etwa der Klimawandel, Raum(ver)planung, Artenschwund, der Sorge zu den städtischen Naherholungsgebieten Seeburgpark und südliches Stadtgebiet müssten in die Überlegungen einbezogen werden, forderte die SP Kreuzlingen an der Medienkonferenz abschliessend.