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Ernst Bärtschi wird mit einem Platz geehrt

Kreuzlingen – Die Kreuzlingerinnen und Kreuzlinger haben entschieden: Der Platz vor der «Midori»-Überbauung wird dem Fluchthelfer Ernst Bärtschi gewidmet.

Ernst Bärtschi Platz. (Bild: zvg)

Erstmals konnte die Kreuzlinger Bevölkerung bei der Namensgebung eines Platzes mitreden. Nachdem der Stadtrat das Portal «meinThurgau.ch» für die ePartizipation auswählte, lancierte er im September die erste Umfrage, wobei die Stadt vier Namensvorschläge machte: Döbeliplatz, Dufourplatz, Konstanzerplatz und Schoderbachplatz. Weitere 31 Vorschlage wurden in der Folge von den Teilnehmenden eingereicht.

An seiner letzten Sitzung beschloss der Stadtrat, den Platz vor der ehemaligen Migros «Ernst-Bärtschi-Platz» zu nennen. Von allen eingereichten Namensvorschlägen erhielt dieser die besten Bewertungen.

Ernst Bärtschi wurde am 25. Februar 1903 im württembergischen Tuttlingen geboren. Sein Vater war Schweizer Staatsbürger aus Dullikon im Kanton Solothurn und verdiente sein Geld beim Bau der Schwarzwaldbahn. 1920 kehrte die Familie mit drei Kindern in die Schweiz zurück und zog nach Kreuzlingen. Ernst Bärtschi arbeitete als Aluminiumdreher in der Dr. Lauber, Neher & Cie. in Emmishofen.

Durch seine gewerkschaftliche Tätigkeit und privaten Kontakte zu Konstanzer Arbeitern, lernte er früh die menschenverachtende Politik der Nationalsozialisten kennen. Während des zweiten Weltkriegs verhalf Ernst Bärtschi zahlreichen Menschen zur Flucht in die Schweiz nach Kreuzlingen. Am 8. Mai 1938 wollten Bärtschi und sein Nachbar Andreas Fleig den Gewerkschaftsfunktionär Hans Lutz in die Schweiz bringen. Unter Folter verriet Lutz jedoch zahlreiche Namen von Fluchthelfern, die von der Gestapo verhaftet und ins Gefängnis nach Berlin gebracht wurden. Ernst Bärtschi wurde zu 13 Jahren Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust verurteilt.

Als gebrochener Mann kehrte er in die Schweiz zurück, 1950 wurde das NS-Urteil aufgehoben. Während der deutsche Staat ihm für die Zwangsarbeit eine Entschädigung auszahlte, erhielt Ernst Bärtschi von Schweizer Seite nie eine finanzielle Unterstützung. Im Jahr 2013 setzte Gunter Demnig zwei «Stolpersteine» als Erinnerung an die beiden Fluchthelfer Ernst Bärtschi und Andreas Fleig an der Schäflerstrasse 7 und 11 in Kreuzlingen. Dort wohnten die beiden mutigen Männer mit ihren Familien. Mit 80 Jahren starb Ernst Bärtschi in Scherzingen. Im Frühjahr 2023 wird der Stadtrat die Einweihung des Ernst-Bärtschi-Platz vornehmen.

Bürgerbeteiligung leicht gemacht
Die Projekte der Stadt Kreuzlingen sollen sich an den Bedürfnissen der Bevölkerung orientieren und nachhaltig sein. Die ePartizipation bietet jeder und jedem die Möglichkeit, sich gezielt zu Projekten oder Fragestellungen zu äussern. Alter, Staatsangehörigkeit (Stimmberechtigung) oder räumliche Distanz spielen keine Rolle mehr. Ausgewählt wurde das Portal «meinThurgau.ch». Die Teilnahme ist kostenlos. Nach einer einmaligen Registrierung ist die Beteiligung an den auf der Plattform aufgeführten Projekten möglich.

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