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Lernweg entlang des Kreuzlinger Festungsgürtels

Konstanz/Kreuzlingen – Das Architekturforum KonstanzKreuzlingen zeichnet Lena Conrad für ihre Masterthesis mit dem «grenzstein» aus.

Visualisierungen von HTWG-Absolventin Lena Conrad. (Bild: zvg)

Zum Abschluss des Wintersemesters präsentierte die Fakultät Architektur und Gestaltung der Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung Semester- und Abschlussarbeiten ihrer Studierenden und prämierte besondere Arbeiten. Der Studienpreis des ArchitekturFORUM KonstanzKreuzlingen, der «grenzstein», ein binationaler Lokal-Preis für herausragende Arbeiten im Raum Konstanz-Kreuzlingen, geht an Lena Conrad und ihre Masterthesis «Kartographie des Erinnerns. Rückblick. Austausch. Ausblick – Ein Pfad entlang des Kreuzlinger Festungsgürtels». Die selbstgewählte Aufgabe wurde betreut von Prof. Myriam Gautschi. Gewonnen hat damit ein sehr poetisch angelegtes Projekt. Es wird getragen vom Grundgedanken, ausgehend von der Beschäftigung mit der Vergangenheit und aktuellen Themen für die Zukunft lernen zu können.

Entlang des bestehenden Kreuzlinger Festungsgürtels aus dem Zweiten Weltkrieg zeigt die Arbeit eine Nutzungsvision für vier ausgewählte Bunker. Ein Wanderpfad auf dem Kreuzlinger Seerücken soll diese Bunker zu einem Erinnerungsweg zusammenführen, wobei soziale Beziehungen, der direkte Austausch, sowie das Lernen voneinander den Schwerpunkt bilden. In dem tätigkeitsorientierten Konzept sollen dynamische Initiativen das intergenerative Arbeiten mit Zeitzeugen und der jüngeren Generation ermöglichen. Den Bunkern werden dazu verschiedene funktionsbezogene Namen zugeordnet: Kreative Annäherung, Gedankenfluss, Literarische Perspektive, Ort der Begegnung.

Lena Conrad, die 2021 zum Studium an der HTWG aus Bergisch Gladbach nach Kreuzlingen gezogen ist, waren die Bunker schon früh nach ihrem Umzug beim Joggen aufgefallen. «Es stellten sich mir zahlreiche unbeantwortete Fragen: Warum gibt es diese Bunker? Was haben diese mit der Grenze zu tun? Und was passiert heute und in Zukunft mit ihnen? Ich erinnere mich, dass ich damals noch kein Internet in der Schweiz hatte und extra nach Deutschland gefahren bin, um das zu googeln», berichtet sie. Diese Fragen und auch die aktuellen Gegenwartsprobleme hätten sie dazu inspiriert, darauf eine architektonische Antwort zu geben. Sie sagt: «Lange Zeit wurden vor allem in Deutschland die Themen rund um den Krieg totgeschwiegen. Die Einsicht der Vergangenheit hilft, zukünftige Prozesse besser zu machen.»

Das Konzept von Lena Conrad sieht vor, dass der Umgang mit dem Grenzverlauf zwischen Deutschland und der Schweiz weiter aufgearbeitet werden soll – in Form von Dialog-Orten, Spuren und Fragmenten eines Gegenübers auf der Konstanzer Seite, zusammengefügt zu einem Parallelpfad. Dieser soll anregen, die Grenze zu überschreiten und somit die Perspektive zu wechseln.

Laut Jury besticht die Arbeit durch den weit gezogenen stadträumlichen Ansatz, ihre gedankliche Tiefe, ihr klares Konzept und ihre Ausarbeitung bis in kleinste Details. Sie bringe die Anwohnerinnen und Anwohner von Kreuzlingen und Konstanz zusammen und mache ihnen bewusst, welche Auswirkungen eine Grenze haben kann, wie man sie durchschreiten und wieder zusammenfinden kann.

Ob die Stadt Kreuzlingen die Idee aufgreift? «Natürlich würde ich mich freuen, wenn meine Idee nicht nur eine Vision bleibt, sondern irgendwann in die Realität umgesetzt wird», sagt die HTWG-Absolventin. Sie hat die Hoffnung, dass sie als Inspiration dient, «denn das Potential – Infrastruktur und Anbindung, weitere Tourismusziele in der Nähe, Natur und Aussicht über Konstanz-Kreuzlingen, Interesse und Aktualität am Thema – ist definitiv schon da.» Das ArchitekturFORUM KonstanzKreuzlingen lädt zur Auseinandersetzung mit dem Konzept ein. Voraussichtlich im Juni soll es in einer Führung vorgestellt werden.

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